Samstag, Juli 27, 2024
Season

Woche 12 – Ohne Quarterback in Denver

Das Vorspiel: Der Samstag

Nein, nicht das Versaute, was Ihr womöglich denkt. Sondern rein auf den NFL-Spieltag bezogen. Dieser Samstag wird mir aus NFL-Sicht lange nicht aus dem Gedächtnis gehen: Selten gab es so viele und vor allem so bahnbrechende Neuigkeiten vor einem Spieltag:

Der letzte Punkt faszinierte mich wie kein anderer: Seit 1965 gab es die Situation nicht mehr, dass ein nicht-Quarterback auf dieser Position starten durfte / musste:

Schuld daran ist – natürlich – Corona und die Folgen daraus. Ein Großteil geht jedoch auch auf das Konto der Denver Broncos selbst:

Die NFL hatte vergangene Woche noch ein Memo verschickt, das alle Teams noch einmal nachdrücklich – IN GROßBUCHSTABEN – daran erinnerte, zu jederzeit in den Facilities Masken zu tragen.

Nach Auswertung der Kontaktverfolgung und Videos wurden nach dem positiven Test von Backup Backup Jeff Driskel die übrigen drei Quarterbacks – Drew Lock, Brett Rypien und Blake Bortles – am Samstag mit sofortiger Wirkung in häusliche Isolation geschickt und das für mindestens fünf Tage. Glückwunsch. Und mit Sicherheit wird da noch eine fette Strafe kommen:

 

Plan B

Jetzt hatten die Teameigentümer aber im Frühjahr festgelegt, dass eine Spielverlegung aufgrund positiver Corona-Fälle in nur einer Positionsgruppe nicht in Frage kommt. Das Spiel war also weiterhin „on“.

Eine Neuverpflichtung eines Spielmachers vom Free Agent Markt (oder aus der Practice Squad eines Mitbewerbers) scheitert jedoch an den Testregularien, die mehrere Negativtests von einem potenziellen Neuzugang fordern.

Kaepernick – automatisch raus.

Manning – ebenso raus. Und noch viele mehr.

 

Plan C

Interessanter wurden die nächsten – halbwegs ernstgemeinten – Varianten:

Von Miller brachte sich gleich selbst ins Gespräch. Allerdings hängt er mit einer Knöchelverletzung auf der Injured Reserve Liste fest. Raus.

General Manager John Elway hat ja bereits zweimal mit den Broncos den Titel gewonnen… in den 90ern. Außerdem ist er selbst vor kurzem CoViD-positiv gewesen. Und schon 60 (also nur knapp älter als Tom Brady). Raus.

Eine ähnlich gute Idee hatten die Broncos selbst, die jedoch von der (wohl verstimmten) NFL abgelehnt wurde: Ein Assistenztrainer, der noch am College bei UCF als Quarterback spielte, hätte ran gesollt:

 

Plan D

Running Back Royce Freeman ist der als Not-Quarterback eingetragene Spieler bei den Broncos.

Bei Tim Tebow gingen ja auch die Meinungen auseinander, ob er wirklich ein Quarterback ist.

Stattdessen sollte aber vorwiegend dieser Mann zum Einsatz kommen:

 

Plan E

Kendall Hinton, ein mir bis Samstag komplett unbekannter ungedrafteter Wide Receiver in der Practice Squad der Broncos hat irgendwann mal einen Ball am College bei Wake Forest geworfen.

Das war 2017.

Womöglich ist Plan E also eigentlich Plan Z.

 

One more thing…

Bei mir setzt anlässlich solcher (Push-)Nachrichten immer der gleiche Denkprozess ein: Wenn der Starter ausfällt, wer ist der Backup und vor allem – wie ist die Sportwettenquote?

Nachdem ich gelesen hatte, dass die Broncos womöglich ohne Quarterback antreten müssen, habe ich allen meiner aktuell vier Wettanbietern einen kurzen Besuch abgestattet. Leider hab ich die News erst mit 30 Minuten Verspätung mitbekommen. Überall war das Spiel schon offline, aber die Skandinavier hatten zumindest teilweise noch gepennt (es war Mitternacht vorbei), so dass eine Einzahlung erfolgen musste.

Ich möchte nicht wissen, wie viele Millionen auf Saints -6 gewettet wurden, als die ersten Gerüchte und News die Runde machten. Am Ende war das Handicap, als es wieder online ging, bei um die -15.

Die Buchmacher waren Sonntag unter Garantie Kendall Hinton-Fans.

Es war aber klar, dass das nicht helfen würde.

 

Das Spiel

Mit Maske. Gibts ja sogar von den Broncos – könnten sie sie auch wie Hinton gleich anziehen.

Sollte eigentlich auch selbstverständlich sein.

Ihm wollte sogar beim Warmmachen keiner zu nahe kommen:

Und dann war Kendall Hinton gleich mal nur an der Seitenlinie beim ersten Snap des Spiels: Eine Wildcat-Formation für 2 Yards mit Running Back Phillip Lindsay als „Quarterback“. Der erlief tatsächlich prompt ein neues [itg-glossary href=“http://tooltip“ glossary-id=“3248″]First Down[/itg-glossary]. Kendall Hinton durfte dann erst im fünften Snap aufs Feld. Der Passversuch kam nicht an und prompt durfte die Saints-Offense aufs Feld.

Der zweite Passversuch Hintons wurde auch fast abgefangen: Cornerback Lattimore ließ den 50/50 Pass jedoch fallen; auch der nächste Drive brachte nur ein 3 & Out, aber bis dahin machten es auch die Gäste offensiv nicht wirklich besser.

So ging es weiter: Keine nennenswerte Offense bei den Broncos, aber die Saints benötigten trotzdem bis deutlich ins zweite Viertel, bevor ihnen Punkte gelingen wollten. Die erlief Quarterback Taysom Hill dann selbst. Überhaupt durfte er auch nur zweimal vorher in diesem Drive einen Pass versuchen.

Kendall Hinton rannte vorwiegend hinter seiner O-Line in der Hoffnung auf Anspielstationen, brachte aber keinen seiner ersten sechs Passversuche an.

Fatal wurde es dann, als Phillip Lindsay fumbelte und ein Defensivtouchdown nur mit letzter Kraft verhindert werden konnte:

Die Folge war jedoch eine gute Minute vor der Pause der zweite Rushing Touchdown von Quarterback Taysom Hill, der damit jetzt vier nach zwei Spielen als Starter vorweisen kann:

Der siebte Passversuch von Kendall Hinton kam endlich an… aber bei Cornerback Janoris Jenkins. Die erste Hälfte damit ohne angebrachten Pass eines „Quarterbacks“ der Broncos. Das gabs schon ewig nicht mehr.

Der erste komplette Pass – zu einem orangen Mitspieler – kam letztendlich im dritten Viertel mit noch 11:25 zu spielen: Tight End Noah Fant holte mit dem achten Versuch von Hinton ein neues First Down. Hurra! Es sollte der einzig bleiben im ganzen Spiel.

Der nächste Pass wurde aber prompt wieder von den Saints abgefangen. Win some… lose some.

Und so ging es weiter: Im Gegenzug war es ein Wurf von Taysom Hill, der von den Broncos abgefangen wurde.

Die Broncos holten ihre ersten Punkte durch ein langes Field Goal von [itg-glossary href=“http://tooltip“ glossary-id=“3740″]K[/itg-glossary] Brandon McManus, der damit einen Franchiserekord (schon sieben mit mehr als 50 Yards in dieser Saison) aufstellte. „Nur noch“ 3:17.

Running Back Latavius Murray stellte jedoch kurz darauf auf 24:3; nicht, dass die Broncos plötzlich Morgenluft wittern könnten. Bei denen musste zwischenzeitlich Running Back Lindsay auch noch raus, der zuvor eine Vielzahl von Snaps genommen hatte. Es lief ungefähr so, wie man das hatte erwarten können. Also „nicht“ für die Broncos.

Das Ding war durch, die restlichen Scores nur noch für die Statistik interessant.

Die beste Statline hatte natürlich Kendall Hinton: 9 Passversuche, davon einen zum eigenen Mann (13 Yards) und zwei für Interceptions zum Gegner.

Für Hinton war es sicher eine einmalige Erfahrung. So sieht also NFL-Geschichte aus. Na ja. Aber ich hätte es nicht besser machen können…

Ich kann zumindest sagen, dass ich dabei war. Und dass ich eine ganze Reihe Wetten gewonnen habe 🙂

 

Im TV

Statt Jan Stecker und Patrick Esume gab es also für mich Adam Amin (nie gehört) und Mark Schlereth bei FOX im GamePass. Der Letztgenannte ist groß im Soßengeschäft:

Ich glaube, das macht auch mehr Sinn für ihn. Wer auch immer der Meinung ist, dass die deutschen Kommentatoren nix taugen und die amerikanischen pauschal viel besser sind… der hat eine andere Meinung als ich. Oder versteht kein Englisch. Um es vorsichtig auszudrücken. Natürlich gibt es da welche, die ich sehr gerne höre (die #1 Combos Michaels / Collinsworth bzw. Nantz / Romo sind das auch vollkommen zurecht), aber die „weiter hinten gerankten“ Duos sind oft keinen Deut besser. Im Gegenteil.

Ich erinnere mich noch gern an das Kommentatorenduo Greg Rakestraw und Rick Venturi beim Preseason-Spiel der Browns und Colts in Woche 2 im Vorjahr. Sooo schlecht waren Amin und Schlereth nicht, aber schön ist definitiv anders.

Wer lieber etwas hören will, das vermutlich auch nicht besser ist – die Woche gibts wieder einen PODCArSTen:


Twitteruniversum

Pro Bowl NFC AFC ranNFL

Immer wieder überraschend, wer alles ein NFL-Fan ist. Bei der Sängerin Melissa Etheridge hätte ich das nicht vermutet.


Ladies and Gentleman: Your New York Jets!


Ein seltsames Spiel, das es da in Atlanta zu sehen gab. Die favorisierten Raiders ohne jeglichen Auftrag.


Spätestens jetzt ist die MVP-Wahl dann auch entschieden. Mahomes wiederholt seinen Titel von 2018, wenn er nicht noch eine Verletzung in der nächsten Partie abfasst.

 


Ich bin mehr als gespannt, ob die Partie wirklich stattfinden kann am Dienstag. Wenn nicht, gibt es Woche 18, wie ich in diesem football-aktuell Artikel zusammengefasst habe.

 


Danke fürs Dabeibleiben und bis nächste Woche!