Dienstag, März 19, 2024
OffseasonReiseberichte

Viva Las Vegas – NFL Draft 2022

Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause (Vegas und vor allem Cleveland) durfte ich wieder aus. Und nach richtig stressigen Wochen in meiner richtigen Arbeit war das auch bitter nötig!

Das für mich gefühlt größte Hindernis: Am Tag vor dem Flug ist weiterhin ein negativer Corona-Test nötig. Ich hatte noch massig Ansteckmöglichkeiten und das Warten aufs Ergebnis war gefühlt genauso spannend wie früher das Warten auf Schulaufgabenergebnisse.

Aber als der Test dann MEGA-tiv (copyright mein damals Fünfjähriger, aber etabliert sich in meinem Bekanntenkreis) war, war die Freude ziemlich laut.

Let’s effing go!!!

Wie immer verlief mein Trip nicht geräuschlos (#KellersAbenteuerreisen): Diesmal stürzte das komplette Computersystem von KLM bei meinem Check-In ab. Manchmal frag ich mich schon, obs an mir liegt oder doch eher am unterbesetzten Staff. Im Vorfeld hatte ich das Glück, dass mein Flug von 10 morgens auf 06 Uhr vorgezogen wurde. Was erstmal suboptimal klingt, stellte sich schnell als glückliche Fügung heraus: So konnte ich den Anschluss von Amsterdam auf einen Direktflug legen lassen und fünf Stunden in der Lounge (Premiere nach 45 Jahren) verbringen.

Kaum aus der Lounge („bitte jetzt zum Gate“), wurde der Flug um 3h nach hinten geschoben. Die KLM Lounge hatte ich mir zum ersten Mal überhaupt gegönnt (Alkohol und Essen inklusive, dazu vor allem angenehme Entschleunigung im sonst hektischen Flughafen):

Nachdem ich dieses Mal nicht gleich ein Auto in den USA hatte (momentan nahezu unbezahlbar und während des Drafts wärs rausgeschmissenes Geld), sondern Lyft (sowas wie Uber – also ein Fahrdienst), konnte ich auch bedenkenlos den Barkeeper (mehrmals) aufsuchen.

Die 59 Euro habe ich nicht bereut. Wäre nur schön gewesen, wenn man die Flugverschiebung auch in der Lounge angezeigt hätte. Dann hätte ich mir auch noch eine Dusche gegönnt…

Das wars dann aber mit den Problemen am Hinflug und kaum einer war so überrascht wie ich, dass es diesmal kein #Koffergate gab (Koffer unbeschädigt am Gepäckband in Las Vegas – das ist fast schon neu).

Rückwärts wurde mein Handgepäck an jedem der drei Flughäfen rausgewunken, weil ich eine (sauschwere) Kerze drin hatte. Kleiner Tipp: Kerzen als Mitbringsel vermeiden oder gleich ins eingecheckte Gepäck (dann machts aber sicher auch irgendwer auf, um nachzusehen).

 

Hotel(s) in Las Vegas

 

Ich hatte mich – aus Preisgründen – für eine Zweiteilung entschieden: Flug und das Hotel für die Zeit des Drafts (Dienstag bis Sonntag) bei expedia im Oktober gebucht, um sicherzugehen für den Block, wo Las Vegas angesichts des Drafts überquillt. Dabei habe ich mein Traumhotel – das Venetian – gewählt.

Nach zwei Jahren Corona ohne große Reisemöglichkeiten musste das Geld einfach wieder in den Wirtschaftskreislauf.

Im ersten Aufschlag hat das gut 1.700 Euro gekostet, aber – für Las Vegas – Unerfahrene – VORSICHT: Im Hotel wird noch die sogenannte „Ressort Fee“ fällig. Offiziell ist die für Poolnutzung und ähnlichen Quatsch, aber letztendlich ist es nichts anderes als eine heimliche Preiserhöhung. Und die ist happig: Im Venetian allein 45 Dollar pro Nacht. Also bei mir noch weit über 200 Dollar extra. Insgesamt war ich da schon bei 2.000 Euro. Ich wusste das aber schon vorher (2016 war ich noch überrascht).

Aber es war jeden Cent wert: Ich hatte eine Mini-Suite (die kleinste Kategorie im Venetian) und damit locker 45 Quadratmeter Platz. Inklusive wunderschönem Bad, tollem Ausblick und und und. Im Hotel läuft ein Kanal („Grande Canal“) und auf dem Fußweg ist nur morgens gar nichts los. Aber auch abends hab ich das schon voller gesehen als diesmal.

Zudem betrug der Fußweg zum Media Workroom des Vegas Drafts nur fünf Minuten. Hätte nicht besser sein können.

 

 

So eine „Cabana“ – nix anderes als so ein kleiner Pavillon wie auf dem einen Bild hinter mir zu sehen – kostet für einen Tag übrigens ab 1.500 Dollar. Am Wochenende ab 2.500. Mir hat die umsonst-Liege gereicht…

Für die zweite Hälfte – also eher den Urlaubsteil – hatte ich mich letztendlich für das Tropicana entschieden. Ich wollte auf jeden Fall am Strip bleiben, um abends einfach mal rauslaufen zu können ohne großen Transfer. Die Lage war auch gut, aber das Hotel an sich war zuletzt in den 70ern modern. Zumindest war es – vergleichsweise – günstig, da ich ein „Preisvergleichsrabatt“-Angebot bekommen hatte (hatte mir zu diesem Zweck eine Hilton-Kreditkundenkarte für 48 Euro zugelegt und so gleich über 400 Euro gespart). Trotzdem wurden insgesamt von Sonntag bis Samstag noch einmal so gut 700 Euro fällig. Aus der Reihe „früher war alles besser“… und billiger. Viel Positives gibt es außer der Lage und dem Pool nicht zu berichten.

 

NFL Draft Las Vegas 2022

Ich hatte sowohl für den Draft selbst als auch für das Roter Teppich-Event eine Akkreditierung bekommen. Allerdings war ich zunächst kurz enttäuscht, dass ich nicht im Drafttheater war wie damals in Dallas, sondern „nur“ im nebenan befindlichen Media Workroom. Wie 800 andere.

Allerdings fiel mir schnell auf, dass das allen Journalisten so ging. Zudem konnte man schnell in den öffentlichen Bereich des Drafttheaters wechseln, was ich an Tag #2 und #3 mehrfach tat (am ersten Tag war dazu beileibe keine Zeit).

Das Catering-Essen der NFL war gewohnt gut, ich hatte nette Kollegen (Drew und Samis), die auch drei Tage durchhielten (wir waren die absolute Ausnahme) und bis auf den Schönheitsfehler fehlende Plätze im Theater selbst war das alles hervorragend.

Am roten Teppich habe ich mich „versehentlich“ der Fotografengruppe angeschlossen und bin zum Glück nicht aufgeflogen. Ich wollte nichts anderes als Bilder von den Draftees – wie damals in Dallas – und das hat gut geklappt. Allerdings war meine 400 Euro Sony Alpha im Vergleich zu dem Super-Equipment der Profis in diesem Bereich lächerlich unterdimensioniert.

 

Diesmal hatte ich vor dem roten Teppich auch besser vorgesorgt: Vorher genug getrunken und und sogar ausnahmsweise was gegessen, dazu einiges an Trinken dabei. Und die NFL stellte auch noch Wasser zur Verfügung, was bei über 30 Grad gerne angenommen wurde. Diesmal war auch ein größerer Zeitpuffer zwischen rotem Teppich und Draftbeginn (90 Minuten), so dass ich entspannt auf der gesperrten sechsspurigen Straße die 400m zurücklegen konnte. Perfekt.

 

Das Sportliche

Hab ich vor allem bei football-aktuell beschrieben. Da ich nur selten College schaue, musste ich mich da oft auf Expertisen der Experten verlassen.

Aber natürlich haben sich ausnahmslos alle 32 Teams im Draft verstärkt, wenn man ihnen glauben will.

Während der ersten (und dann auch zweiten / dritten) Runde war natürlich vor allem spannend, warum die Quarterbacks Malik Wills und Matt Corral soweit fallen und wann der freie Fall von Linebacker Nakobe Dean endet. Zudem gab es vor allem einen Run auf Wide Receiver so ab Pick 10, der das ganze sehr unterhaltsam gemacht hat.

Alles sehr kurzweilig und der gut 21 Stunden lange Arbeitstag flog nur so vorbei.

 

Die Raiders

Eigentlich wollte ich auch einen Bericht über das Allegiant Stadium, seit zwei Jahren Heimat der Raiders, schreiben.

Allerdings blieben meine drei Mails unbeantwortet und so entschloss ich mich zu einem Anruf. Der klappte auch, aber die Dame meinte, ich soll mir einfach einen Tourspot buchen. Discount – also Rabatt – für Medienleute gebe es nicht.

Zum Vergleich: In London kam prompt eine Antwort des Wembley Stadiums, wir wurden gefragt, wann wir wollen und uns wurde ein Führer mit Generalschlüssel zur Verfügung gestellt, der sich so viel Zeit nahm, wie wir wollten (ca. 90 Minuten waren es dann mit einem sehr sympathischen Guide, der nebenher selbst Footballfan ist).

Jetzt mach ich ja viel Quatsch, aber 59 Dollar für eine Tour zahlen, damit ich dann einen Artikel drüber schreiben kann, der weit weniger bringt und gleichzeitig gratis-Werbung für diese „Sh**show“ einer Franchise ist… danke nein.

Damit bleibt es bei den Bildern hier, die ich im Rahmen meiner morgendlichen Jogging-Runde aufgenommen habe:

 

Essen / Food

Las Vegas ist da ja genau mein Ding. Allerdings stellt man auch hier fest, dass die Preise deutlich angezogen haben. Die Zeiten von Billigbuffets für unter 10 Dollar sind längst vorbei.

Wirklich danebengelegen habe ich nur am ersten Abend, als ich einen Burger mit Salat bestellt habe. Der Burger war ok, der Salat auch, aber versehentlich hatte ich noch einen Burgerpattie „blank“ auf den Caesar Salad geordert (my bad). Insgesamt wurden so – zusammen mit einem Sprite – über 45 Dollar fällig. Gefühlt wäre es maximal 15 wert gewesen.

Aber es gab – neben den Essen der NFL – auch Highlights:

Das South Point Hotel und Casino hatte ein Spitzenbuffet für insgesamt (dank Players Club etc.) um die 15 Dollar. Dafür flog ich aber in ihrem Pokerturnier gleich mal nach 15 Minuten raus (würde es aber wieder so machen – 50/50 Chance).

Mein Lieblings-Sushi-Laden (Yama Sushi Las Vegas ) hat seit unserem letzten Besuch 2016 noch zwei Filialen dazubekommen und ist immer noch überragend. Zudem nutzte man die Corona-Zwangspause für ein Redesign, so dass es jetzt nicht nur gut schmeckt, sondern auch noch gut aussieht. Das All You Can Eat kam auf knapp 30 Dollar.

Ebenso jeden Cent wert war das Fogo De Chao, ein brasilianisches Steakhouse. Ich hatte meinen Geburtstag „minimal vorverlegt“ beim Clubbeitritt und so einen netten 25 Dollar Rabatt gekriegt. Damit lag ich dann inklusive großzügigem Trinkgeld bei 35 Dollar. Dauernd kommen Kellner an einen Tisch und schneiden überragende Fleischstückchen von Spießen ab. Hochwertigstes Fleisch, aber ich musste „schon“ nach ungefähr 400-500 Gramm aufgeben („You give up already?“). Einziger Makel: Mit Shirt und Basecap war ich deutlich underdressed. Nächstes Mal würde ich zumindest ein Hemd anziehen…

Mehrmals war ich noch im Ocean One Grill (Miracle Mile Shops). Da gabs neben vielen Fernsehern mit Sport (NBA- und vor allem NHL-Playoffs) auch ein drei Cocktails für 10 Dollar Angebot. Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen…

 

Auto

Ich hatte ja die ersten Tage auf ein Auto verzichtet, weil es auch einfach nicht nötig war. Da ich aber auch zum Baseball (Bericht zum Aviators-Ausflug hier) und einigen weiter weg gelegenen Outlets wollte, hatte ich von Sonntag bis Mittwoch eine „Mittelklasse“ gebucht.

Das war wieder ein Hyundai Elantra, den ich schon vor vier Jahren in Dallas hatte und der perfekt für diese Zwecke ist. Selbst das Apple Carplay hat diesmal richtig funktioniert und sowohl Podcast als auch die Offline-Navigation per USB wiedergegeben.

Aber nur diese vier Tage haben inkl. Steuern etc. an die 600 Euro gekostet. Dafür bin ich mit wenig Sprit ausgekommen…

Ansonsten hätte mich auch so ein Slingshot gereizt. Als Spaßmobil dann irgendwann…

 

Sehenswürdigkeiten / ToDo

Ich hab die üblichen Verdächtigen (Bellagio Fountains öfter, Caesar Show nur im Vorbeigehen) natürlich mitgenommen. Zudem hatte ich mir im Vorfeld bei groupon USA einen „City Pass“ gekauft. Den gibt es mit einer verschiedenen Anzahl Attraktionen. Ich hatte bewusst den mit drei Sachen gemacht, was ziemlich genau 70 Euro gekostet hat und damit deutlich weniger als bei einer Einzelbuchung. Ich hatte Eiffelturm Observation Deck, High Roller (das Riesenrad) und Fly LINQ (eine – leider kurze – Zipline). Eiffelturm hatte ich schon zum insgesamt dritten Mal, die anderen beiden erstmals.

Ich wollte vor allem vom High Roller und dem Eiffelturm Bilder vom Drafttheater bzw. der Stage vor dem Bellagio machen. Das hat im ersten Fall gut geklappt (Freitag vor der 2. / 3. Runde), im zweiten nicht, da der Eiffelturm just Dienstag und Mittwoch geschlossen hat und sonst nur parallel zum Draft auf hatte. Den hab ich dann am Donnerstag drauf nachgeholt. Auch ohne Bühne im See eine schöne Geschichte aus dem 46. Stock.

Alles in allem gut investierte 70 Euro.

Natur hab ich diesmal nur vom Durchfahren gesehen (Lake Mead) und auch nicht das, was ich eigentlich hatte machen wollen. Das Auto war nur bedingt feldwegtauglich. So war es nur eine „Überlandfahrt“, die mit 25 Euro Eintritt deutlich überbezahlt war. Wüste halt.

Viel besser war der (erstmalige) Trip in den Süden zu den Seven Magic Mountains, einer Kollektion bunt angemalter Felsbrocken. Das ließ sich hervorragend mit einer Einkehr im South Point Casino verbinden.

Ansonsten kann ich Valley Of Fire (vor allem die Fire Wave) und Red Rock Canyon sowie den Hoover Dam empfehlen. Aber war ich jeweils schon mehrmals und wäre diesmal nur Lückenfüller gewesen, wenn ich noch zuviel Zeit gehabt hätte. Ging aber auch so problemlos rum, wobei ich viel Zeit in den diversen Sportsbooks (Favorit: Caesars und Bellagio vor dem in den Miracle Mile Shops) mit NHL- und NBA-Playoffs verbracht habe.

 

Bei den Helmen zum Schluss wäre ich fast genauso schwach geworden wie bei einer Citizen Blue Angels Uhr. Aber letztendlich hat (hier) die Vernunft gesiegt und ich hab mir die 250 (Helm inklusive Transportproblem) bzw. 600 Dollar (Uhr) gespart.

Negatives: Gab es natürlich auch. Die Zahl der Obdachlosen hat sich seit meinem letzten Besuch 2016 offensichtlich keinesfalls reduziert, die „Animateurinnen“ am Strip tragen jetzt Pseudo-Polizeiuniformen (was mich leicht nervt) und vor allem der allgegenwärtige Gras-Geruch (nicht im Sinn von Heu) ist für meine einstmals darauf irgendwann konditionierte Nase nur schwer erträglich. Eigentlich dachte ich ja, dass mir die Legalisierung – frei nach Kiffermentalität – egal ist, aber der Gestank nervte mich doch erheblich.

Aber alles Sachen, die das Gesamterlebnis nur um fünf Prozent schmälern…

 

Farewell

Trotz des Helmverzichts glich das Kofferpacken wieder einem Puzzle und wurde bis zum letztmöglichen Zeitpunkt hinausgeschoben. Ich kam auf 590 Gramm Übergewicht (mein Koffer… aber ich womöglich auch nach dem Essen), was zum Glück problemlos toleriert wurde (und auch der Rucksack war diesmal nur voll und nicht vollgestopft).

Dem Motto des Abschiedsschilds folge ich gerne… irgendwann für Trip #8 in „meine“ Stadt.

2024 wäre ja dieser Super Bowl in der Stadt. Vielleicht sollte ich schon mal sparen.