Donnerstag, März 28, 2024
Offseason

Fantasy Football Bedienungsanleitung

Das Interesse an der NFL hat nicht zuletzt dank #ranNFL ungeahnte Höhen erreicht. Und damit auch das Interesse an einem der drei Pfeiler, die in meinen Augen den Erfolg der NFL in den USA mitbegründet haben:

Neben Sportwetten und der Videospielreihe „Madden“ von EA Sports  ist es vor allem auch Fantasy Football, das die Popularität der NFL noch einmal gepusht hat.

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Natürlich gibt es hierzulande schon genug Experten – und ja, ich zähle mich auch dazu. Ich spiele wohl seit ungefähr 10 Jahren in bis zu 3 Ligen und zuletzt stellte sich sogar mal Erfolg ein.

Die Kolumne soll den neugierigen Newbies einen ersten Überblick geben – damit dann noch mehr Süchtige herangezogen werden 🙂

Tschuldigung.

Wer das Ganze lieber hören möchte: zusammen mit Bence und Philipp durfte ich zwei „Fantasy Football Special“ des LTF Podcasts – Folge #144 und #146 – aufnehmen. Den ersten Podcast gibt es beim Klick auf das Logo oder bei I-Tunes!

Ich arbeite noch an meinem österreichisch und der Vermeidung der „äh“.

Den zweiten Teil des „Fantasy Football Specials“ zusammen mit Bence und Philipp vom LTF Podcast – Folge #146 – gibt es ebenfalls beim Klick auf das Logo oder bei I-Tunes!

Ein paar weniger „äh“ eingebaut, aber dafür entfiel mir das eigentlich gar nicht mal so schwere Wort „projezieren“ (bei 28:45) *g*.

Anbieter: die großen Drei (ESPN, NFL.com, yahoo)

 

Meiner Meinung nach nehmen sich die drei Marktführer ESPN, NFL.com und yahoo nicht viel. Mir persönlich sagt ESPN (im Bild) am Meisten zu – laut ihrer eigenen Werbung sind sie auch mit weitem Abstand die Seite mit den meisten Ligen. Lustigerweise spiel ich aber seit bestimmt 3 Jahren da nicht mehr, weil meine Commishes sich für yahoo und NFL.com entschieden haben.

Alle sind relativ frei konfigurierbar, was Ligengröße, Kaderzusammensetzung und Live-Scoring während des Spieltags angeht. Und alle versuchen, mit irgendwelchen Trophäenschränken und Medaillen, die Spieler bei sich zu halten.

Das klappt in den meisten Fällen auch – wenn man sich mal für ein „System“ als Commish entschieden hat und das gewohnt ist, dann bleibt man dabei.

Ein Vorteil von ESPN ist, dass man sogenannte Mock-Drafts durchführen kann. So alle 5 Minuten kann man sich für Ligen verschiedener Größen (10-12-14 Teams) anmelden und das ganze Mal gefahrlos durchtesten. Gibts meines Wissens bei den beiden anderen Anbietern nicht.

Gemeinsam ist allen Anbietern, dass sie umsonst spielbar sind.

Und lustige Trophäen wie die folgende gibts bei Amazon 😉

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Die richtige Ligengröße

Nachdem man sich für einen Anbieter entschieden hat (oder vorher), gilt es Mitspieler um sich zu scharren. 10 Teams sollten es mindestens sein – alles darunter ist Kindergarten, weil dann alle Mannschaften nur aus „Superstars“ bestehen.

Ideal sind 12er oder 14er Ligen, wenns mehr wird, hängt noch mehr als so schon vom Glück ab…

Wer nicht genug Bekannte hat, kann sich in diversen Foren umsehen oder bei den Anbietern einfach Ligen mit unbekannten Mitspielern beitreten. Ist dann halt immer ein Glücksspiel, ob die auch motiviert dabeibleiben.

Kader und Einstellungen

Standardteams bestehen aus 1 QB, 2 RB, 2 oder 3 WR, 1 TE, 1 Kicker, 1 Defense, gerne einem „Flex-Spieler“ (kann ein RB oder WR sein) und meistens 6 frei wählbaren Bankspielern.

Der Phantasie sind jedoch kaum Grenzen gesetzt: relativ populär sind noch Ligen mit 2 QB oder einem Flex-Spieler, der mit jeder beliebigen Position besetzt werden kann.

Und nur ein kleines bißchen Strategie hier: macht es auf keinen Fall den Buccaneers nach und drafted einen Kicker (oder eine Defense) in der 2. Runde. Selbstzufriedenes Lächeln Euer Gegner dürfte sicher sein, wenn Ihr diesen Anfängerfehler begeht. Bei mir ists eine Defense in der vorletzten Runde (beim Live Draft) und ein Kicker in der letzten Runde. Die sind mehr oder weniger beliebig austauschbar.

Der Draft

Für mich immer ein Feiertag und irgendwie fast besser als die Saison dann selbst ! Es gibt ein paar Varianten, die sich deutlich unterscheiden:

1. Auto-Draft

Die schlechteste Variante: der Computer lost eine Reihenfolge aus und dann gehts im Snake Modus (1. Runde Team 1…2… usw., 2. Runde dann 10…9…8…). Man lässt den Computer nach einer vorher entweder selbst sortierten Liste oder den vorgegebenen ADP (durchschnittliche Draftposition) wählen. Führt dazu, dass man auch gerne mal Langzeitverletzte bekommt oder Spieler, die man gar nicht leiden kann. Ich spiel in keiner reinen Auto-Draft Liga und würde das auch nicht mehr tun.

2. Live-Draft

Deutlich besser als Variante 1: idealerweise sind alle Teammanager vor ihrem jeweiligen PC versammelt und wählen die Spieler in einem vorgegebenen Zeitfenster (oft 30 Sekunden) selbst aus. Die Reihenfolge ist wie oben im Snake-Modus. Die 1-2 Manager, die erfahrungsgemäß keine Zeit haben oder verschlafen, ziehen im Auto-Modus (siehe oben), was zumindest den Titelgewinn deutlich erschwert.

3. Auktion

Für mich mit weitem Abstand die beste Lösung: jedes Team hat ein festes Budget – üblicherweise 200 (Fantasy-)Dollar – und kann damit auf alle Spieler bieten.

So hat jeder die Chance auf DEN Top-Spieler, was beim Live-Draft nicht der Fall ist (außer man wird als Team 1 gelost – für Team 10 gibts sicher keinen der Top 3 Spieler). Dafür muss man halt entscheiden, wie viel Geld man für welchen Spieler investiert.

Dafür ist das Team dann auch wirklich nach den eigenen Vorstellungen zusammengestellt. Klingt auch wirklich komplizierter, als es dann ist.

Scoring

Auch hier ist der Kreativität (des Ligachefs) kaum ein Limit gesetzt. Üblich sind 4 Punkte für einen Touchdownpass, 6 Punkte für einen erlaufenen oder gefangenen Touchdown und 1 Punkt pro 10 Lauf- oder gefangene Yards. Und vieles mehr, was jetzt wirklich zu weit führen würde. Aber alles individuell einstellbar – bis hin zu den wildesten Sachen.

Populär sind auch PPR-Ligen (Points per Reception), wo die Receiver deutlich an Wert gewinnen.

Saisonverlauf

Je nach Einstellung spielt man jede Woche gegen ein anderes Team und die Top-Teams kommen in die Playoffs, die dann meistens ab Woche 13 der NFL stattfinden.

In einigen Ligen finden in Woche 17 keine Finalspiele mehr statt, sondern die Ligen enden in Woche 16; in der NFL werden in Woche 17 des Öfteren die Stars für die Playoffs geschont, so dass die Fantasy-Finals dadurch zu stark verfälscht würden.

Ich bin in dem Punkt absolut leidenschaftslos: auf der einen Seite die Geschichte mit den Stars auf der Bank, auf der anderen Seite kann man eine Woche länger spielen.

Trades

Gibt es auch in Fantasy Ligen, führen aber leider gerne zum Streit. Irgendwer ist immer der Meinung, dass einer sich zu Unrecht bereichert. Oder ein vermeintlich Ahnungsloser übers Ohr gehaut wird.

Man kann vor der Saison entscheiden, ob in Streitfällen der Ligachef über die Durchführung urteilt oder die Mitglieder per Veto bei Erreichen einer bestimmten Zahl den Trade verhindern können.

Mich hat so ein Veto vergangene Saison mal vor einem eher dümmlichen Trade gerettet – so gesehen kann ich da nicht zu kritisch sein. Aber böses Blut ist vorprogrammiert.

Wie ergänze ich mein Team? Der Waiver Claim

Fast jede Liga hat so ein System, um die Verteilung der übrigen Spieler unter der Saison zu regeln. Zu einem bestimmten Zeitpunkt unter der Woche (meist Mittwoch) werden die eingegangenen Aufträge abgearbeitet.

Wer also einen Spieler haben möchte – gerade weil er jetzt ein paar Touchdowns gemacht hat und noch bei keinem Team ist – klickt auf „Waiver Claim“ (heißt bei allen Anbietern ähnlich).

Das einfachste System ist, dass das letztplatzierte Team die höchste Priorität hat. Ist simpel, aber nicht gerade gerecht – je schlechter die Mannschaft, desto mehr wird man belohnt. Allerdings muss man sich dann in der Prio-Liste hinten anstellen, wenn man einen Spieler bekommen hat.

Besser ists mit einem Budget, wo man wie in der oben beschriebenen Auktion auf Spieler (geheim) bieten kann und der Höchstbietende den Zuschlag erhält. Wenn das Budget zuende ist, muss man hoffen, dass man als einziges Team auf „seinen“ Wunschspieler geboten hat.

Daily Fantasy

Allein darüber ließe sich wohl eine Menge schreiben. Die beiden Anbieter „FanDuel“ und „DraftKings“ scheffeln eine Menge Geld und werden momentan mit Verfahren in den USA bedacht.

Grundsätzlich stellt man ein Team für ein Wochenende auf, zahlt eine Startgebühr und die besten Teams mit einem Scoring ähnlich dem beim Fantasy Football bekommen einiges an Geld – bis zu richtigen Vermögen, wenn genug Mannschaften gemeldet haben.

Einigen in den USA ist das zu nahe an den Sportwetten, die nur in Las Vegas erlaubt sind. Mal sehen, wie das ausgehen wird. Ich habs einige Male ausprobiert, aber man stellt schnell fest, dass „immer die selben gewinnen.“ Die schicken Dutzende Teams ins Rennen und bauen darauf, insgesamt Profit einzufahren. Nicht meine Welt.

Geld-Ligen

Es steht natürlich jeder Liga frei, ob sie um Geld spielt oder nicht. Ich bevorzuge diese Variante, weil die Mitglieder eher dabei bleiben und nicht nach wenigen Spieltagen ihre Mitarbeit einstellen, was bei umsonst-Ligen häufiger vorkommt.

Allerdings würde ich es auch nie mit den Einsätzen übertreiben – nicht, dass sich der Commish mit den Preisgeldern auf die Malediven absetzt…

Gill Alexander aus meinem Interview (Link) spielt in so einer „High-Stakes“ Liga. Ich schätze mal, dass der Teameinsatz hier auf jeden Fall vierstellig ist und der Titelträger mehr als eine Woche Malediven schafft.

„Wer ko, der ko“ wie man in Bayern sagt.

Nachteile

Gibt es auf jeden Fall. Einer ist, dass man plötzlich mehr bei „seinem“ Fantasyteam mitfiebert, obwohl vielleicht grade der „eigene“ Running Back im Spiel gegen das reale Lieblingsteam aufläuft.

Außerdem hadert man mit Verletzungen und Spielern, die die Erwartungen nicht erfüllen, und fühlt sich generell vom Pech verfolgt.

Tipps

Gibt es bei den genannten Anbietern auch in Hülle und Fülle (allerdings halt immer in Englisch), dazu auf vielen anderen (ich nenne mal noch walterfootball.com, den ich aber hauptsächlich wegen der Sportwettensektion lese).

Persönlich sind es bei mir aber die Podcasts, die mich unter dem Jahr „nebenher“ mit Fantasy Tips versorgen – und das zum Teil 5x die Woche – hinterlegt mit viel Humor:

Der ESPN Fantasy Focus Football Podcast war schon wesentlich besser, als noch die Originalbesetzung mit Matthew Berry, Nate Ravitz und Produzent Jay „Pod Vader“ Soderbergh am Start war. Des Öfteren witzelten sie, dass wohl kein Mensch aus der Chefetage von ESPN wüsste, was sie da treiben, da andernfalls der Laden zugesperrt würde. Massig Insider-Gags, hervorragende Einbindung der Hörer und jeden Wochentag eine halbe Stunde Fantasy mit viel Humor.

Mittlerweile ist nur noch Matthew Berry übrig mit neuem Co-Host Field Yates. Immer noch gut, aber für mich bei weitem nicht mehr „must-listen“ wie die Jahre zuvor.

Ross Tucker, Ex-NFL Lineman und über ESPN zum Podcast-Macher par excellence aufgestiegen. Ein normaler Football-Podcast („Ross Tucker Football Podcast“), ein NFL Wettpodcast („Even Money“) und eben der „Fantasy Feast Podcast“ mit Fantasyexperte Evan Silva. Tucker spielte bis vor 2 Jahren kein Fantasy Football und ließ sich Podcast-bedingt von einem echten Könner einweisen. Auch humorvoll und immer mal wert, reinzuhören.

Daneben gibt es noch eine Menge Anbieter (CBS Sportsline, etc.) und gefühlt in jedem Jahr noch viel, viel mehr.

Fantasy boomt seit Jahren und irgendwie ist keine Sättigung abzusehen. Und bei uns ist der Markt sowieso noch leer. Also einfach mal ausprobieren – am besten zuerst in einer umsonst-Liga. Da kann nichts passieren.

Game On !

Wer darüber hinaus noch Fragen hat – einfach das Gästebuch oder die Mailadresse nutzen. Antwort kommt – versprochen !

Wir sind wirklich gespannt, wie das Feedback zu unserem Podcast ausfällt. Also ruhig Kommentare abgeben, ob wir öfter in der Richtung etwas machen sollten.